Liebe Mitstreiter,
mit über 94.000 Datensätzen war auch der April 2025 im Netzwerk alles andere als ruhig. Neben 78.549 Eingaben zu respiratorischen Erregern wurden auch 16.382 gastrointestinale Proben bearbeitet – ein eindrucksvolles Monitoringaufkommen für einen Frühlingsmonat. Weltweit zeigt sich aktuell eine anhaltend hohe Aktivität sowohl klassischer Atemwegsviren als auch typischer Erreger von Durchfallerkrankungen.
Virale Erreger – RSV bleibt vorne, Influenza-Aktivität hält an
An der Spitze liegt wie schon in den Vormonaten weiterhin RSV mit 443 Nachweisen. Auch Rhinoviren wurden wieder häufig detektiert (304x), dicht gefolgt von kombinierten Rhinovirus/Enterovirus-Nachweisen (170x), die v. a. im Frühling regelmäßig auftreten.
Influenza A war mit insgesamt 320 Nachweisen (H3N2: 11 | H1N1: 8 | undifferenziert: 301) weiterhin auffällig aktiv – insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Influenzasaison auf der Nordhalbkugel üblicherweise im März abklingt. Influenza B wurde mit 112 Fällen ebenfalls regelmäßig nachgewiesen.
Zudem zeigt sich weiterhin ein hohes Niveau an HMPV (225x) – ein Erreger, der in dieser Saison international vielerorts für auffällige Hospitalisierungsraten bei Kleinkindern gesorgt hat. Auch Adenoviren wurden 55-mal detektiert, was für diese Jahreszeit nicht unüblich ist.
Bei den humanen Coronaviren war erwartungsgemäß SARS-CoV-2 mit 125 Nachweisen am häufigsten, gefolgt von OC43 (43x). Die übrigen saisonalen Coronaviren (229E, NL63, HKU1) traten vereinzelt auf.

Bakterielle Erreger – Pneumokokken dominieren deutlich
Bei den bakteriellen Erregern bleiben Streptococcus pneumoniae mit 499 Nachweisen klar führend – das passt zu den aktuellen internationalen Beobachtungen, die eine Zunahme invasiver Pneumokokkeninfektionen nach den Pandemie-Jahren zeigen. Auch Haemophilus influenzae war mit 151 Fällen wieder häufig vertreten.
Mycoplasma pneumoniae wurde in 30 Fällen nachgewiesen – nicht viel, aber im internationalen Vergleich im Rahmen des zunehmenden Wiederauftretens nach den Pandemiejahren. Dazu kamen Bordetella pertussis (38x) und Bordetella parapertussis (15x) sowie Moraxella catarrhalis (27x). Auch Legionellen (3x) waren wieder mit dabei, aber weiterhin auf niedrigem Niveau.

Fazit respiratorisch:
Obwohl wir auf das Ende der klassischen Infektsaison zusteuern, bleibt die Aktivität respiratorischer Erreger hoch. RSV, Influenza A und HMPV zeigen sich auch im April sehr präsent – ein Bild, das wir aus internationalen Surveillance-Daten ebenfalls kennen. Für den klinischen Alltag bedeutet das: aufmerksam bleiben, auch wenn der Frühling naht.
Gastrointestinale Erreger – Norovirus klar vorn, aber nicht allein
Norovirus (GI/GII) war mit 208 Nachweisen der häufigste gastrointestinale Erreger im April – ein vertrautes Bild, das sich weltweit mit saisonaler Streuung zeigt. Auch Rotavirus A (125x) war weiterhin aktiv, vor allem im pädiatrischen Bereich relevant.
Adenovirus (28x), Astrovirus (28x) und Sapovirus (11x) rundeten das virale Spektrum ab – insbesondere bei Kindern spielen diese Erreger eine zunehmend wichtige Rolle.
Bei den bakteriellen Pathogenen war Clostridioides difficile mit 27 Fällen führend, was die Relevanz nosokomialer und postantibiotischer Diarrhö weiterhin unterstreicht. STEC (15x), Salmonella (10x) und Yersinia enterocolitica (7x) waren ebenfalls präsent – wichtige Erreger v. a. bei schwereren oder blutigen Durchfällen.
Fazit gastrointestinal:
Das gastrointestinale Geschehen war auch im April durch eine klare Dominanz viraler Erreger geprägt – Norovirus und Rotavirus an der Spitze. Bakterielle Erreger treten seltener, aber dennoch regelmäßig auf und sollten bei klinisch auffälligen Verläufen weiterhin differenzialdiagnostisch berücksichtigt werden.

Herzliche Grüße
Barbara Gärtner, Kerstin Knies, Sandra Hauka, Inga Tometten, Rolf Kaiser, Christiane Prifert